Im Januar 1999 wurde das "Evangelisch-Lutherische Diakonische Werk in Georgien" (ELDWG) als gemeinnütziger Verein gegründet und am 10. März 1999 nach georgischer Gesetzgebung gerichtlich registriert. Den vielfältigen diakonischen Aktivitäten in der "Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien" (ELKG) war damit eine Ordnung und eine juristisch anerkannte Form gegeben. Die Notwendigkeit hierfür resultierte vor allem aus der Tatsache, dass der georgische Staat bis zu diesem Zeitpunkt keine juristische Anerkennung der christlichen Kirchen (und der anderen Religionen) zustande gebracht hatte. Erster Vorsitzender des ELDWG war Bischof Gert Hummel; nach seinem Tod war Christiane Hummel Leiterin des Diakonischen Werkes.
Diakonische Tätigkeit hat eine lange Tradition in unserer Kirche. Schon in der Frühzeit der Reformation verfügte Martin Luther (1483-1546) für die Gemeinde in Leisnig (bei Dresden) eine „Ordnung des gemeinen Kastens" (1523), die neben anderen Regelungen des Gemeindelebens die Versorgung der Bedürftigen und Kranken, Witwen und Waisen durch bestimmte Personen und aus einer gemeinsamen Kasse sicherte. Wie für alle seine Äußerungen und Weisungen berief sich Luther dazu auf das Neue Testament, das zum Beispiel für die Jerusalemer Urgemeinde ähnliche Regelungen dokumentiert (vgl. Apg. 3, 44; 4, 32; 6,1-7). Für Luthers Verständnis war eine christliche Gemeinde ohne diakonisches Handeln unvollständig. „Es ist aber der Glaube ein lebendig, tätig, mächtig Ding", schreibt er einmal.
In dieser Tradition standen auch die lutherischen Gemeinden der schwäbischen Auswanderer, die 1817/18 nach Georgien kamen. In allen ihren Dörfern, den sog. Kolonien, und in Neu-Tiflis standen ungezählte Gemeindeglieder freiwillig und ehrenamtlich im Dienst für die Bedürftigen, bis die kommunistische Ideologie dem ein Ende bereitete. So war es selbstverständlich, dass nach den Jahren des Verbots der lutherischen Kirche bzw. der Repression und Deportation ihrer Mitglieder sogleich mit ihrer Wiedergründung 1992 die Diakonie einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildete.
Dazu drängte vor allem die katastrophale wirtschaftliche und soziale Situation in Georgien nach der Wende (1989) und dem Bürgerkrieg (1992/1993). Als erste Maßnahme wurden deshalb in allen lutherischen Gemeinden wieder ehrenamtliche Personen beauftragt, für einen bestimmten Wohnbereich die diakonische Verantwortung zu übernehmen. Aber es zeigte sich bald, dass darüber hinaus auch feste diakonische Stationen geschaffen werden mussten, um die Not zu lindern.
Zur Zeit werden im Johann-Bernhard-Saltet-Haus neben der Versöhnungskirche, Tbilisi, und in der Wohnung der Assoziation der Deutschen Georgiens 'Einung', Tabidsestrasse 3/5, Tbilisi, sechsmal in der Woche 100 warme Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben; außerdem werden sie bei Erkrankungen ärztlich versorgt. Diejenigen, die weiter entfernt leben und zu alt oder zu schwach sind, um zu einer der Diakoniestationen zu kommen - z.Zt. sind das 180 Personen - erhalten jeden Monat Lebensmittelpakete, sog. "trockene Tüten". Im Johann-Bernhard-Saltet-Haus gibt es außerdem ein Altenheim mit zwölf Plätzen. In den beiden Diakoniestationen in Tbilisi haben 18 Menschen eine Arbeit gefunden.
Sehr oft sind ferner persönliche Notlagen, von denen insbesondere Rentner, Kranke und Arbeitslose betroffen sind, zu lindern oder zu beheben (z.B. Operationen, teure Medikamente, Gas- und Stromabschaltungen wegen Zahlungsunfähigkeit, Todesfälle usw.). So ist die Diakonie für die Mitglieder der Gemeinden der Evang.-Luth. Kirche in Georgien eine spürbare Hilfe in ihrem Alltag und ihrer materiellen Not.